Bibas bunte Blumenwiese
  Rezension "Das Parfum"
 

Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders
-Buch und Film-

 1985 gelingt dem studierten Geschichtswissenschaftler Patrick Süßkind mit seinem Roman "Das Parfum" ein Welterfolg. Sein Werk wurde in 46 Sprachen übersetzt und weltweit über 15 Millionen Mal verkauft. Sein Erfolg ist nicht unbegründet: Wer das Buch einmal anfängt zu lesen, kann es nicht mehr aus der Hand legen, wird von der Handlung gefesselt und in das Paris des Jahres 1738 entführt…

An dem Ort, der wohl zu der damaligen Zeit am widerlichsten roch, wird Jean-Baptiste Grenouille geboren: auf dem Pariser Fischmarkt. Zwischen Fischabfällen und Dreck entscheidet sich einer der gefühllosesten und kaltblütigsten Wesen der Geschichte für das Leben.
Nachdem er von Hebamme zu Hebamme gereicht wurde landet er schließlich bei einem Gerbermeister bei dem sein Überlebenswille auf eine harte Probe gestellt wird. Er weiß schon lange von seiner besonderen Gabe, seiner Macht – er weiß, dass sein übernatürlich ausgeprägter Geruchssinn seine Zukunft sein wird. Doch eines Abends wird ihm gerade diese Gabe zum Verhängnis: Er begeht seinen ersten Mord an einer Jungfrau, deren Geruch ihn so sehr betört, dass er ihn behalten will, für sich allein. Seit diesem ersten Mord träumt Jean-Baptiste von diesem einen, für ihn über alles gehenden Geruch.
Die Begegnung mit dem Parfumeur Baldini verändert sein Leben schlagartig – aufgrund seiner außerordentlichen Begabung nimmt Baldini Jean-Baptiste in Lehre. Nun werden Grenouille die Türen in die Welt der Gerüche geöffnet: Er lernt die Kunst der Destillation, doch das reicht ihm nicht. Er will mehr. Er will alle Gerüche dieser Welt für immer besitzen können. Als er von seinem Meister von der Stadt Grasse, der Stadt der Parfumeure, erfährt, in der er weitere Methoden des Parfumierens erlernen könnte, hält ihn nichts mehr in Paris.
Auf seinem Weg durch Frankreich treibt es ihn immer mehr der Einsamkeit entgegen, um den für ihn widerlichen Geruch des Menschlichen nicht mehr ertragen zu müssen. Schließlich entdeckt er einen komplett unberührten Ort, an dem er mehrere Jahre verbringt und sich einem Rausch von Träumen und Geruchsvorstellungen hingibt. Nur zum Nötigsten verlässt er die Höhle, die für ihn ein eigenes Reich geworden ist.
Doch irgendwann ändern sich seine Träume. Er wird von etwas erdrückt und merkt nur schleichend, dass es etwas ist, das gar nicht existiert. Sein Eigengeruch. Er besitzt keinen. Diese Tatsache graust ihm so sehr, dass er einen Entschluss fasst: Er wird nach Grasse gehen und einen eigenen, schweißigen, stinkigen Geruch kreieren, um sich zu fühlen, wie ein Mensch – wie jemand, der riecht.
In Grasse angekommen, wird er wieder von dem Geruch seiner Kindheit eingefangen: Der Geruch des Mädchens aus Paris, nur noch intensiver und vollkommener, steigt ihm in diese Nase. Sofort ist klar: Diesen und keinen anderen Geruch wird er für sich, Jean-Baptiste Grenouille, verewigen.
Doch um dem Duft dieses Mädchens aus Grasse gerecht zu werden, bedarf es Grenouille weiterer Faktoren, die dieser absoluten Vollkommenheit von olfaktorischer Schönheit eine Basis geben werden.
Nach und nach schwinden die Schönheiten unter den Töchtern der Grasser Bevölkerung, eine Massenhysterie wird ausgelöst, Ausgangsverbot für Frauen erteilt. Doch niemand verdächtigt den unauffälligen, scheinbar unsichtbaren Grenouille, der mittlerweile als Geselle in Grasse die Künste der Enfleurage besser beherrscht als seine Lehrmeisterin.
Erst nach dem letzten Mord an dem höchsten aller Düfte, an dem Mord des schönsten Mädchen aus Grasse, wird Grenouille entlarvt, doch es ist bereits zu spät: Er hat das Parfum zusammengestellt, besitzt nun eine unvorstellbar große Macht über die Menschheit.
An dem Tag, als seine Hinrichtung gekommen war, stellt sich diese Macht unter Beweis: Gerade in dem Moment, als er dem Scharfrichter vorgeführt wird, lässt er den Duft der vollkommenen Unschuld über die Richter und Schaulustigen hinwegwehen. Sofort und auf wundersame Weise erklären ihn sämtliche Anwesenden für unschuldig. So konnte Grenouille seinem Tod entkommen. War das jedoch sein Ziel gewesen? Er merkt, dass das, was er mit seinem Duft erreichen kann, nicht das ist, wovon er geträumt hatte. Er hasst die Menschheit und will nicht von ihr geliebt werden, doch genau das bewirkt sein Parfum.
Tief getroffen von dieser Erkenntnis reist er nach Paris zurück und landet an einem düsteren Ort, an dem düstere Gestalten umherirren. Er übergießt sich mit seinem Duft und wird letztendlich von den Menschen um ihn herum zerfetzt – aus purer Liebe. Keiner wollte ihn wieder hergeben, ihn für immer behalten…

Die Geschichte des Grenouille wird von Süskind so unglaublich mitreißend und authentisch geschildert, dass man gar nicht anders kann als nachher wie der Mörder selbst zu denken, zu fühlen – man versteht ihn. Dieses Buch ist unbedingt lesenswert und entweder, man wird es lieben oder man wird es hassen. Ich persönlich gehöre zu den Personen, die es lieben und konnte mich auch deshalb nicht so recht mit der Verfilmung von Tom Tykwer anfreunden.
Auch wenn sich der Film sehr genau ans Buch hält – nicht der beste Regisseur der Welt kann diese unglaublichen Eindrücke des Buches in Bilder fassen, und wenn er sich noch so genau an die Vorlage hält. Und selbst das gelingt dem Regisseur nur mittelmäßig. Meiner Meinung nach wichtige Szenen wie die Traum-Szenarien in der einsamen Höhle werden vernachlässigt, somit werden sämtliche Nachfolgehandlungen für Nichtkenner des Buches nur schwer nachvollziehbar. Insgesamt ist die Person Grenouille im Film charakteristisch ganz anders dargestellt als im Buch, in welchem man ihn sich als kleinen, abstoßenden Gnom vorstellt, und mit dem man aber trotz alledem mitfühlt und –fiebert bis zum Schluss.
Demzufolge wirkt der Film wohl auf Menschen, die das Buch nicht gelesen haben, etwas wirr, bizarr und abstrus. Für Kenner ist der Film eine kleine Enttäuschung aber dennoch eine weitere Erkenntnis dafür, was für ein Meisterwerk der Literatur sie lesen durften – eines das mit Bildern nicht zu beschreiben ist.

 
   
 
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